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DER SCHLOSSPLATZ
Für eine Umnutzung des Schlossplatzes interessant ist auch die Art und Weise wie dieser im Laufe der Jahrhunderte genutzt wurde:
Im Mittelalter war es ein zentraler Platz an dem sich das Volk getummelt
hat. Eine Vielzahl von Marktständen sorgte für reges Treiben und jedermann
konnte kommen und gehen wie es ihm passte.
Zwei Künstler haben mit einem wunderbaren Projekt weiss104.de
aktuell diese Tradition des Volksplatzes wiederbelebt und 104 funktionsfähige
Waschmaschinen bis zum dritten Oktober 2000 auf dem Schlossplatz aufgestellt.
Zugang und Nutzung sind für jedermann und ohne Kosten möglich, als
öffentlicher Raum der von den Bürgern nach eigenem Gusto genutzt werden
kann.
Mit dem Sieg über Frankreich und dem Entstehen des Deutschen Reiches
1871 stieg auch das Geltungsbedürfniss des Staates und seiner Bürger.
Aus dem Platz an dem sich das Volk tummelt wurde der Ort an dem man sich präsentiert
und zur Schau stellt. Die Deutschen hatten endlich auch ein vereintes Reich
und obendrein noch einen Kaiser und waren mächtig stolz darauf. Die Anzahl
an Denkmalen im öffentlichen Raum stieg sprunghaft an, genauso wie der
Anteil der öffentlichen Platzflächen, die rein dekorativen Charakter
hatten.
In dieser Zeit um 1880 wurden auch die Bürgerhäuser an der Südseite
des Schlosses abgerissen, weil sie das Repräsentationsbedürfnis des
Kaisers gestört haben. An ihrer Stelle wurde ein monumentales Denkmal des
Kaisers errichtet. Die Südfassade mit kurz zuvor daraufgesetzten Kuppel
war jetzt von der Strasse unter den Linden als Schlossfront voll und imposant
zu sehen - ebendie Imposanz und Mächtigkeit, die von den Schlossfreunden
um von Boddien so stark betont wird. Dabei wird gerne der Begriff vom Ensemble
verwendet - wahlweise mit der Strasse unter den Linden oder den Gebäuden
auf der Spreeinsel. Dabei hat man im gerade entstandenen Deutschen Reich doch
einfach nur alles abgerissen was den Blick auf die Fassaden gestört hat
und das war eben alles bürgerliche, kleinteilige, was den Betrachter nicht
beeindruckt sondern abgelenkt hat.
Interessanterweise trauen sich die Schlossfreunde aber nicht die Wiedererrichtung
des Kaiser-Wilhelm-Denkmals zu fordern, obwohl es nach der Logik des Ensemblegedankens
doch auch wieder an seinen alten Platz gehören würde. Dann würden
sie wohl doch allzusehr wie die Monarchisten zur Zeit der Weimarer Republik
dastehen, die mit ihren Rufen: ''Wir wollen unsern Kaiser Wilhelm wiederhaben!''
einen grossen Anteil an der Zerstörung der ersten Demokratie auf deutschem
Boden gehabt haben und zu wichtigen Helfern bei Hitlers Weg zur Macht wurden.
Nebenbei wurde noch die moralische Vorbereitung des zweiten Weltkriegs betrieben.
Das imposanteste Schloss war das Kaiser-Wilhelm-Schloss. Wer von der Imposanz und beeindruckenden Mächtigkeit des Berliner Schlosses schwärmt, der spricht hauptsächlich vom Kaiser-Wilhelm-Schloss, denn vorher war es noch von Bürgerhäusern und Marktbuden dicht umstellt, sozusagen stand es inmitten des Volkes.
Durch die zunehmende Motorisierung am Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts hat sich der Charakter der öffentlichen Plätze und somit auch des Schlossplatzes stark verändert. Lärm und Gestank der Automobile lassen ein Promenieren und sich zeigen wie noch zu Kaisers Zeiten zunehmend weniger attraktiv werden. Der Umbau des öffentlichen Raumes zum Verkehrsraum und die damit einhergehende Verödung der Städte insgesamt nimmt ihren Lauf.