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Der Schlossplatz in Berlin
Zur Einleitung ein paar Stichworte zu den vielen
Veränderungen in seiner langen Geschichte.
Historische Mitte, Zentrum der Stadt, oder
einfach nur...
Sumpf - Im 13ten und vierzehnten Jahrhundert, den ersten zweihundert Jahren des Bestehens der Doppelstadt Berlin/Coelln war es nur eine sumpfige Wiese am Rande der Stadtmauer.
Zwingburg - Im 15ten Jahrhundert wird die Zwingburg der Obrigkeit
gebaut, die den Berliner Bürgern ihre Unanhängigkeit mit Waffengewalt
geraubt hat. Der "Berliner Unwille" versuchte vergebens den Bau des Schlosses
zu verhindern. Kurz darauf wird der Berliner Bürgermeister auf einer
Reise erschlagen. Die Berliner Bürger sind überzeugt, dass dies
im Auftrag des neuen Schlossherren geschehen ist.
Die Berliner Bürgermeister stehen deshalb seitdem traditionell
auf der Seite der Bauherren, neudeutsch Investoren genannt. Dies ist nicht
nur ihrer eigenen Gesundheit und körperlichen Unversehrtheit zuträglich
sondern ermöglicht auch ihren Kumpels und Parteifreunden zusätzliche
Einnahmequellen, gerade in Zeiten wie diesen mit Milliardendefiziten und
Haushaltssperren Vorteile, die man nicht geringschätzen sollte.
Herrschersitz - Bis ins 17te Jhdt. dann der Herrschersitz der Hohenzollernschen Kurfürsten, die Berlin zur Residenzstadt nach Westen erweitern.
Adelssitz - Im achzehnten der Höhepunkt des Absolutismus mit dem Alten Fritz, der unter den Linden eine Reihe städtebaulicher Höhepunkte setzt, u.a. Oper, Bibliothek, Universitaet. Die Westfassade des Schlosses wird von Schlueter umgestaltet. Der Schlossplatz im Südosten verliert seine Bedeutung als Vorderseite des Schlosses, das sich nun nach nordwesten zum Lustgarten hinwendet.
Planungen - Der Wunsch des Königs Friedrich II. nach einem
Prachtschloss nach Versailler Vorbild wird aber nicht in Berlin realisiert,
obwohl in verschiedenen Varianten geplant, einmal am Standort der jetzigen
Humboldtuniversität, dann als dreiflügeliger Bau bestehend aus
dem alten Schloss, dem Marstall und einem zusätzlichen suedlichen
Riegel, der als neue Bezugsachse die Strasse nach Norden haben sollte.
Der Alte Fritz entscheidet sich gegen Berlin als Standort für
seine Schlossneubauten. Stattdessen wird Potsdam von ihm als Standort auserkoren,
weltberühmt geworden unter dem Namen Sanssoucci.
Die Monarchie als Spitze und Zentrum der Gesellschaft, Hauptträger
der kulturellen Entwicklung erlebt ihren Höhepunkt.
Überirdische - Das 19te Jahrhundert steht in ganz Europa
unter dem Zeichen von bürgerlicher Emanzipation und revolutionären
Freiheitsbewegungen. Die Monarchie wird zunehmend von der bürgerlichen
Mitte als Kulturträger verdrängt. Die Idee der Nation mit demokratischen
Machtstrukturen bewegt die Gemüter. 1848 werden bei der gescheiterten
bürgerlichen Revolution auch in Berlin Hunderte von Bürgern von
den Soldaten des Königs erschossen - auch auf dem Schlossplatz.
1851 wird auf den Südflügel des Schlosses eine Kuppel aufgesetzt.
Der Turm des Roten Rathauses ragt jetzt nicht mehr über die Silhouette
des Schlosses hinaus.
1871 beschert das Kriegsglück über Frankreich den Deutschen
das deutsche Reich. Der Nationalstolz kennt keine Grenzen mehr und steigert
sich zum hohlen Pathos. Wilhelm der erste wird in Versaille(!) zum deutschen
Kaiser gekrönt (von sich selber). Nach dem Tode von Wilhelm 1 wird
Wilhelm 2 zum Kaiser ernannt und ein Gesetz(!) erlassen, dass die Schaffung
eines Denkmals für Wilhelm 1 fordert.
Alle Bürgerhäuser auf dem Strassenzug Schlossfreiheit(!)
werden 1889/90 abgerissen und stattdessen ein monumentales Kaiserdenkmal
errichtet. Der Strassenzug hatte seinen Namen erhalten, weil Berliner Bürgern
die bereit waren hier ein Haus zu errichten, vom König einige Privilegien
und Freiheiten erhielten, weil sonst niemand auf diesem sumpfigen
Gelände zu bauen bereit war.
Jetzt störten diese Häuser den Anblick des Kaiserdenkmals
und der südlichen Schlossfassade, Grund genug einen ganzen Strassenzug
abzureissen.
Zerstörung - Das zwanzigste Jahrhundert bedeutet schon an
seinem Beginn das Ende für das Schloss als Herrschaftssitz. 1918 wird
vom Schloss aus die Republik ausgerufen. Das Gebäude wird fortan nur
mehr als Verwaltungssitz genutzt. Die Nazis bringen im Schloss die Verwaltungsteile
unter, die die Bücherverbrennungen planen und durchführen.
1945 brennt das Schloss grösstenteils aus, ebenso wie der grösste
Teil der Stadt.
1951 wird auf Befehl Ulbrichts die Ruine gesprengt. Die Sprengarbeiten
dauern über drei Monate.
Der Schlossplatz, bis dato eindeutig als der Platz vor der Ostfassade
des Schlosses verzeichnet, wird zu einer riesigen Freifläche.
In den Siebzigern wird der PdR errichtet und die Freiflaeche davor
wird zu einem ansprechenden Parkplatz umgestaltet. Mit dem nördlich
angrenzenden Marx Engels Forum - einem kleinen Park mit
Denkmal - soll damit der Mittelpunkt der DDR städtebaulich dargestellt
werden.
1990 wird der PdR geschlossen und später mit einem Bauzaun umgeben.
Die Freifläche wird in der allgemeinen Diskussion nunmehr als
"der Schlossplatz" bezeichnet, eben der Platz an dem das Schloss stand.
Grosse Teile der Kellerfundamente des Schlosses werden ausgegraben. Die
Grabungslöcher werden eingezäunt, damit niemand hineinfällt
und mit Schautafeln versehen, womit "die Wunde im Herzen der Stadt" künstlerisch
wertvoll visualisiert ist. LiveCam
1999 werden auf dringenden Wunsch des deutschen Bundeskanzlers Gerhard
Schröder weite Teile des Parkplatzes mit Rasen begrünt, da die
bisherige Gestaltung mit Bauzaun, Parkplatz und "Wunde" einen positiven
Gestaltungswillen nur schwer erkennen liess.